Sonne und Chemotherapie
Sommer, Sonne, draußen sein: Wenn uns sommerliche Temperaturen nach draußen locken, macht das Gute Laune und steigert das Wohlbefinden. Aber wieviel Sonne verträgt eigentlich die eigene Haut? Zu unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten ist auch die Intensität der Sonnenstrahlung unterschiedlich stark. Vielen ist auch bekannt, dass Menschen mit einem dunkleren Hauttyp mehr Sonne vertragen und dass hellhäutige Personen schneller dazu neigen, einen Sonnenbrand zu bekommen. Aber nicht nur der Hauttyp und unterschiedliche Strahlungsintensität spielen eine wichtige Rolle, es gibt auch viele Medikamente, die die Haut gegenüber UV-Strahlung empfindlicher machen und sogenannte photoallergische oder phototoxische Reaktionen hervorrufen können.
Chemotherapie und andere Medikamente können die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht erhöhen!
Strahlentherapie und Zytostatika, die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden, können die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonneneinstrahlung zum Teil sehr stark erhöhen, denn hierbei werden nicht nur die Tumorzellen, sondern auch Hautzellen geschädigt. In der Folge wird die Haut trocken, lichtempfindlich und verliert damit auch einen Teil Ihrer Schutzfunktion für den Körper.
Hinzu kommt, dass Krebspatientinnen und -patienten im Rahmen einer Supportivtherapie und zur Behandlung anderer Erkrankungen häufig Medikamente erhalten, die für sich gesehen ebenfalls eine gewisse photosensibilisierende Wirkung haben.
Hierzu gehören unter anderem:
- Kortikosteroide (z.B. Dexamethason)
- Antidepressiva (z.B. Trimipramin, Clomipramin, Amitriptylin)
- bestimmte Antibiotika (z.B. Ciprofloxacin, Doxycyclin)
- bestimmte Schmerzmittel (z.B. Ketoprofen, Naproxen, Diclofenac, Ibuprofen)
- Diuretika (z.B. Hydrochlorothiazid, Furosemid)
- Johanniskrautpräparate
Hierbei ist zu beachten, dass die photosensibilisierenden Eigenschaften der einzelnen Medikamente und der Chemo- / Strahlentherapie für sich vielleicht nicht merkbar sind, aber durch die Kombination miteinander verstärkt werden können. Diese Effekte können bis zu 6 Monate nach der Therapie anhalten.
Wie merke ich, dass meine Haut empfindlicher auf Licht reagiert?
Arzneimittelbedingte, phototoxische Reaktionen können sofort nach Lichtexposition oder auch erst mit einer Verzögerung von bis zu ein paar Tagen auftreten. Es handelt sich hierbei um schmerzhafte, entzündliche Rötungen der Haut (sogenannten Erytheme) mit Juckreiz. Wie schnell eine Reaktion auftritt ist u.a. abhängig von den eingenommenen Arzneimitteln und der Strahlungsintensität. Medikamente, die in den Wintermonaten gut vertragen wurden, können dagegen im Frühling zu deutlichen Hautreaktionen führen.
- Sofortreaktion
Die dem Licht ausgesetzten Hautregionen sind sofort gerötet und gehen einher mit einem sonnenbrandähnlichen, stechenden Schmerz. - Sonnenbrand
Etwa 8 bis 12 Stunden nach Strahlenexposition kann sich ein verstärkter Sonnenbrand entwickeln. Der Bereich des Sonnenbrandes ist dabei scharf zu den lichtgeschützten Hautarealen abgegrenzt. Besonders charakteristisch ist der stechende, brennende Schmerz der Haut. - Verzögertes Erythem
Hierbei entwickelt sich nach 2 – 3 Tagen eine flächenhaft entzündliche Rötung der Haut, die mit einem brennenden Schmerz und ausgedehnter Blasenbildung einhergeht.
Was kann ich tun, um meine Haut unter medikamentöser Antitumortherapie bestmöglich vor zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen?
- Vorsicht vor direkter Sonne
Meiden Sie die Mittagssonne in der Zeit von 11h bis 15h und verzichten Sie während der Chemotherapie generell auf den Besuch von Solarien - Die richtige Kleidung
Für den Aufenthalt im Freien sollten Sie möglichst locker sitzende, lange Kleidung tragen, um zu vermeiden, dass nicht bedeckte Haut empfindlich auf zu starker Sonneneinstrahlung reagiert. - Der richtige Schutz für die Augen
Da auch die Augen empfindlicher auf das Sonnenlicht reagieren, sollte eine Sonnenbrille getragen werden, deren Gläser den erforderlichen UV-Schutz leisten (zu erkennen an der Kennzeichnung „100% UV-Schutz“ oder „UV 400“) und die auch vor seitlichem Lichteinfall Schutz bietet. - Der richtige Schutz für Haut und Kopfhaut
Um sich im Freien vor der Sonnenstrahlung zu schützen, sollten Sie in jedem Fall eine Kopfbedeckung (Hut, Kopftuch, o.ä.) mit Nackenschutz tragen und eine Sonnencreme mit hohem UVA/UVB-Lichtschutzfaktor (LSF ≥ 30) sowie einen Lippenschutz verwenden. Gut zu wissen ist, dass Fenster- oder Autoscheiben UV-Licht nicht komplett abhalten, sodass z.B. bei Autofahrten in der Sonne auch eine entsprechende Sonnencreme benutzt werden sollte.
Grundsätzlich gilt: Je besser die Haut gepflegt ist, umso besser kann sie äußeren Einflüssen Stand halten! Gerade während einer Chemotherapie ist die Haut starken Belastungen ausgesetzt, die auch ohne Sonnenstrahlung Hautausschläge, Hauttrockenheit und Rötungen mit sich bringen. Verwenden Sie für die tägliche Hautpflege seifenfreie, pH-hautneutrale Waschlotionen sowie milde, fetthaltige Pflegeprodukte. Fragen Sie gern in Ihrer Apotheke nach einer Beratung und Unterstützung bei der Auswahl der für Sie richtigen Pflegeprodukte.
—
Dieser Beitrag (Stand 14.08.2020) kommt von
Christopher Jürgens // Marienapotheke Hannover
DANKESCHÖN.