Meine Auszeit in der Natur

Ich war schon früher gern draussen, habe mir den Wind um die Nase wehen lassen. Kopf frei und so.

Mit der Erkrankung hat diese Auszeit aber noch einmal einen ganz anderen Stellenwert eingenommen. Nicht nur nach der Chemo bin ich regelmäßig rausgegangen, sondern auch eigentlich in jeder freien Minute. Die, die mich kennen, sagen ja – Katja ist ja schon allein wegen der Jungs im Wald. Und wegen des Hundes. Aber das stimmt nicht.

Es ist die Ruhe, es ist das Vogelgezwitscher, die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen oder auch der aufziehende Regen. Es ist das Gefühl, ganz klein zu sein und doch ganz groß. Manchmal gehöre ich auch zu den komischen Leuten, die Bäume umarmen. Manchmal laufe ich auch vor anderen Menschen davon, fühle mich wie im Dschungel und gehe in meinem Kopf auf Expidition. Je nach dem, wie der Tag gerade ist. Der Hund und ich.

Ich schaue genau hin, sehe versteckte Botschaften, lege mich auf Wiesen und schaue einfach so in den Himmel, fotografiere kleine Tiere, Stöcker oder Baumwurzeln. Manchmal mache ich auch einfach die Augen zu und lasse alle anderen Sinne erwachen, denn dieses Gefühl auf der Haut, die Sonne im Gesicht, der Duft des Regens – all das sind mittlerweile meine guten Freunde geworden. Dieses hilft generell auch immer, wenn das Kopkino mal zu groß wird. So konzentriert sich der Körper auf das Wesentliche und man kommt aus einer Panikattacke heraus.

Meine eigene Blase

Manchmal nehme ich auch meinen Mann mit oder meine Freundinnnen. Oftmals ziehe ich aber ganz alleine meine Kreise. Stunde um Stunde. Verschlungene Wege gegen verschlungene Gedanken.

Auch an Tagen, wo ich das Gefühl habe, nicht so viel Kraft zu haben, nach einem Spaziergang ist das Bett noch 3x attraktiver. Versucht es einfach, umkehren könnt ihr immer noch. Eine dicke Jacke, Mütze, Handschuhe im Winter, im Sommer oftmals nur mit einem Kapuzenpullover – morgens um fünf oder abends um neun. Am reizvollsten ist der Wald, bei uns leider ’nur‘ der Stadtwald Hannovers, wenn er leer ist. Treffe ich mehr als zwei Leute bin ich oftmals innerlich schon fast gestresst. Denn das ist meine Zeit, in der ich nicht reden muss, nicht funktioniere, nur auf mich achte. Auf meinen Atem, auf meine Geschwindigkeit, auf meinen Körper.

Der Kopf hat vor, während und nach der Krankheit trotzdem immer mit diesem Thema zu kämpfen. Auch wenn man es runterschluckt, es ist da. Deswegen brauche und nehme ich mir die Ablenkung, um auch Zeit für mich zu haben und diese zu zelebrieren. Ob in eurem Garten, auf dem Balkon oder wie ich im Wald. Gebt euch selber Zeit mit dem Kopf hinterher zu kommen. Ich hoffe sehr, ihr findet auch eure Kraftquelle.