Das Feuerritual

Die Brust-OP war für mich ein wichtiger Meilenstein. „Zoppo Trump“ (wie ich meinen Tumor genannt habe) wurde restlos entfernt, es wurden nochmal Lymphknoten entnommen und auf Krebszellen gecheckt und der größte Batzen Therapie lag hinter mir. Und nicht nur mir fielen Felsbrocken vom Herzen, auch meine Familie war erleichtert, dass die Diagnose nach der Operation nun lautete: tumorfrei.

Wir haben gemeinsam immer wieder Meilensteine angestrebt und diese auch – zumindest in kleinem Rahmen und wenn man das so nennen kann – gefeiert. Nach der OP haben wir zu viert (meine beiden Kinder und mein Partner) ein Feuerritual gemacht. Die Idee hatte ich schon früher, meine Psychoonkologin hatte mich darin dann noch bestärkt.

Verbrenne deine Sorgen

Wir saßen nachmittags zusammen am Esstisch und haben jede Menge Papier bemalt und beschriftet. Mit allem was uns im Zusammenhang mit dem Krebs belastet hat. Ängste, Trauer, Schmerzen, Nebenwirkungen, aber auch Situationen, die doof waren. So kamen einige Zettel zusammen. Als die Dämmerung hereinbrach gingen wir in den Garten und zündeten den Feuerkorb an. Jeder hat seine Zettel einzeln in die Flammen geworfen. Wer wollte, hat etwas dazu gesagt, oder den Zettel vorgelesen. Das war für uns alle ziemlich wichtig. Zuzugucken, wie die Ängste und Traumata sich in heiße Luft auflösen und die Funken in den Himmel steigen. Für meine damals neunjährige Tochter war es ein hilfreiches Ritual, ihre Sorgen und Ängste aufzumalen oder aufzuschreiben, diese auszusprechen und dann symbolisch zu verbrennen und sie loszulassen.

Tatsächlich hatte dieses Feuerritual für mich auch etwas Reinigendes. Ich konnte nach diesem Meilenstein mit frischer Kraft und neuem Mut in die letzte Etappe der Therapie starten.

Habt ihr so etwas auch gemacht? Wie hat es Euch geholfen?

Bildhinweis: Photo by David von Diemar on Unsplash